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Papierbestände
Initiativkomitee Gleichstellungsstelle im Kanton AR
Signatur AFGO.016
Entstehungszeitraum 1991 - 1998
Umfang 0.1 m
Provenienz Initiativkomitee Gleichstellungsstelle im Kanton AR
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben

Anlässlich des Landesweiten Frauenstreiks am 14. Juni 1991 beschloss eine Gruppe von Frauen im Kanton Appenzell A. Rh. eine Initiative zu lancieren mit dem Ziel: Schaffung einer Gleichstellungsstelle für Frau und Mann im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Die Gruppe informierte sich bei Gleichstellungsstellen in der Schweiz über mögliche Modelle und übernahm schliesslich den Entwurf aus dem Kanton Bern. Am 4.10.1991 überreichte die "Arbeitsgruppe für ein kantonales Gleichstellungsbüro in Ausserrhoden" der Kantonsregierung 460 Unterschriften von Frauen und Männern, die die Initiative zur Gleichstellung von Frau und Mann unterstützten. Die Initiative verlangtr eine Ergänzung von Art. 5 der Kantonsverfassung: "Alle Einwohner sind vor dem Gesetze gleich."
Auszug aus dem Initiativtext: "Art.5 Abs.2 (neu) Mit der Umsetzung dieses Grundsatzes wird eine kantonale Stelle betraut, die im besonderen auch die Gleichberechtigung von Frau und Mann in allen Lebensbereichen, im Sinne von Art. 4 BV, fördert."

Die erste Pressekonferenz stand unter dem Motto "Lieber eine Gleichberechtigungsstelle als einen Muttertagsstrauss". Die Initiantinnen holten sich in der Folge Wissen Unterstützung bei verschiedenen Gleichstellungsstelle, insbesondere bei der Gleichstellungsstelle St.Gallen. Sie informierten alle wichtigen Parteien, Gremien und Vereine des Kantons AR und suchten Unterstützung bei der Frauenzentrale Appenzell-Ausserrhoden.
Die Initiantinnen wurden am 7.9.1992 zu einem Gespräch mit Vertretern der Regierung eingeladen. Grundlage des Gesprächs bildete ein von der Regierung ausgearbeiteter Vorschlag, wie die Gleichstellung von Frau und Mann angegangen werden könnte ohne eine eigene Stelle schaffen zu müssen. Die neue Arbeitsgruppe, bestehend aus Regierungsvertretern und Initiantinnen traf sich in der Folge viermal. Trotz zähen inhaltlichen Auseinandersetzungen wurde der kosntruktive Gesprächsfaden von beiden Seiten nie unterbrochen.
1993 wurde beschlossen, eine "Kantonale Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann" zu bilden und zur Bewerbung ausgeschrieben. Die 16-köpfige Kommission für die Gleichstellung von Mann und Frau nahm ihre Arbeit im Juni 1993 auf. Die Kommission erhielt den Auftrag, eine differenzierte Analyse über die Situation der Frauen im Kanton zu erstellen und anschliessend einen entsprechenden Massnahmekatalog zu erarbeiten. Die übrigen kantonalen Gleichstellungsbüros in der Schweiz verfolgten den Verlauf der Gespräche mit Interesse, denn Appenzell A. Rh. war bisher der einzige Kanton, in dem die Schaffung einer Gleichstellungs-Stelle auf dem Initiativweg gefordert wurde.
Die Initiantinnen erklärten sich bereit, die Abstimmung über die Initiative auf die Landsgemeinde 1994 zu verschieben. Im November beschloss das Initiativkomitee, die Initiative vorläufig nicht zurückzuziehen. Viele Punkte seien noch zu unklar um beurteilen zu können, ob das kantonale Gleichstellungsbüro auf einem anderen Weg als dem der Initiative geschaffen werden könne. Im Dezember 1994 beschlossen die Initiantinnen, die Initiative zurückzuziehen. In einem Schreiben an den Regierungsrat vom 30.3.1995 vertrat das Komitee die Ansicht, die Kommission vermöge gute Vorarbeit zur Schaffung des kantonalen Gleichstellungsbüros zu leisten.
Aufgrund der Vorarbeiten der Kommission beschloss der Regierungsrat im April 1998 die Schaffung einer verwaltungsinternen kantonalen Fachstelle für Frau und Mann. Es wurde eine neue Begleitkommission gewählt, bestehend aus 3 Frauen und 2 Männern. Die "alte" Begleitkommission wurde aufgelöst.
(Quellen: Selbstdarstellung; Protokolle; Korrespondenz; Presseartikel)

Der Bestand enthält die Namen der folgenden Personen:
Teilnehmende an der 1. Sitzung des Initiativkomitees, 14.6.1991:
Maya Bösch, Herisau; Vreni Troxler, Schwellbrunn; Judith Schläpfer, Trogen; Ursula Szechenyi; Ursula Federer, Speicher; Maya Keller, Speicher; Kathrin Grieder, Bühler; Lucretia Widmer, Teufen; Hilda Schiess, Herisau

spätere Kerngruppe: Maya Keller, Soeicher; Rita Murbach, Gais; Silvia Schneider,-Amacher, Trogen; Lukretia Widmer, Teufen; Jessica Kehl, Heiden; Ursula Federer, Speicher; Vreni Troxler, Schwellbrunn; Kathrin Grieder, Bühler; Marie-Theres Lamari, Wald

Judith Schläpfer, Trogen (geb.1948): Wahl zur Präsidentin der Gleichstellungskommission im Juni 1993; vgl. Dossier 016/018

Bestandsgeschichte Die Unterlagen des Initiativkomitees für eine Gleichstellungsstelle im Kanton Appenzell A. Rh. wurden dem Archiv für Frauen- und Geschlechtergeschichte im Februar 2001 von privater Hand übergeben.
Form und Inhalt Der Bestand enthält Selbstdarstellungen; Verzeichnisse; Sitzungsprotokolle; Unterlagen und Korrespondenzen zu einzelnen Sachgeschäften; Unterlagen zur Medienöffentlichkeit; Dokumentationen. Er umfasst Dokumente von 1993 bis 1995 in 1 Archivschachtel.
Zugangsbestimmungen Der Bestand ist im Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz ohne Benutzungseinschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift Deutsch
Verwandtes Material Unterlagen der Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann, Kanton Appenzell A.Rh.: siehe AFGO.023: Gleichstellungskommission AR
Bearbeiter:in und Zeitraum der Verzeichnung Sabin Schreiber, 5.9.2002
Überarbeitung: Adriana Lusti, 13.06.2023
Verzeichnisgrundsätze

Bis ins Jahr 2010 verwendete das Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte bei der Erschliessung ein standardisiertes Klassifikationsschema mit einem vorgegebenen Dezimalsystem für die verschiedenen Kategorien (z.B. 10 = Selbstdarstellungen, 20 = Statuten/Reglemente). Die Seriennummern und -titel, der bis 2010 erfassten Bestände, basieren auf diesem Klassifikationsschema:

Eine weitere Besonderheit der Verzeichnung: Um die Namen von Frauen gezielt zu dokumentieren, wurde in den zuvor verwendeten Findmitteln jeweils ein eigenes Feld („Namenskarte“) definiert. Die Informationen sind nun im Feld „Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben“ zu finden.

Die Verzeichnung folgt dem internationalen Archivstandard ISAD(G).