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Papierbestände
Verein Tagesschulen für den Kanton St.Gallen
Signatur AFGO.020
Entstehungszeitraum 1978 - 2002
Umfang 0.3 m
Provenienz Verein Tagesschulen für den Kanton St.Gallen
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben

1980 hiess der Schulrat der Stadt St.Gallen einen Vorstoss gut, Abklärungen zur Errichtung von Tagesschulen zu treffen. 1981 legte die Schulverwaltung den geforderten Bericht vor, weitere Schritte zur Bedürfnisabklärung wurden jedoch nicht unternommen. SP-Gemeinderätin Jutta Osterwalder reichte 1984 im Gemeinderat eine Interpellation ein, die sich nach den Vorarbeiten der Studienkommission erkundigte. Der Stadtrat gab klar zu verstehen, dass er nicht beabsichtige das Projekt Tagesschule weiter zu verfolgen.
Während dieser Zeit gründeten etwa 20 Frauen die Arbeitsgruppe Tagesschule. Die Gruppe vertrat Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen und aus möglichst vielen sozialen Schichten. Im Juli 1984 beschloss die Gruppe, eine Initiative für einen Tagesschul-Versuch in der Stadt St.Gallen zu lancieren.

Am 16.8.1984 wurde der Verein Tagesschulen St.Gallen gegründet. Ziel war, die Errichtung von öffentlichen Tagesschulen zu fördern und zu unterstützen.
Prospekt, ca. 1992: "Wie funktioniert die Tagesschule? In der Auffangzeit von 7 Uhr bis 8 Uhr kommen die Kinder in die Schule. ... Anwesend ist auch ein Teil der Lehrkräfte. Die Blockzeit beginnt mit dem Unterricht. Über Mittag werden die Kinder verpflegt und betreut durch eine Teil der Lehrpersonen und Betreuer/innen. ... Am Nachmittag ist Unterricht bis 16 Uhr. Danach beginnt wieder die Auffangzeit, d.h. die Kinder machen Aufgaben und spielen. Sie werden wieder begleitet durch einen Teil der Lehrpersonen und Betreuer/innen. Den Zeitpunkt, wann sie nach Hause gehen, bestimmen die Kinder individuell. Um 18 Uhr schliesst die Tagesschule für alle."

Der Verein Tagesschule St.Gallen reichte am 3.1.1985 eine Initiative mit folgendem Wortlaut ein: "Es ist in der Stadt St.Gallen ab Beginn des Schuljahres 1986/87 ein befristeter Versuch mit einer freiwilligen öffentlichen Tagesschule für normalbegabte Primarschüler durchzuführen." Nach einer langen und lebhaften Diskussion im Gemeinderat wurde die Vorlage des Stadtrates im Juli 1985 gutgeheissen. Eine Projektgruppe, bestehend aus Schulrätinnen und Schulräten aus allen Parteien, Vertretern der Schulverwaltung, wissenschaftlichen Begleitern und einem Mitglied des VTS-SG erarbeitete ein Finanzierungs- und Gesamtkonzept. Im September 1986 stimmte der Gemeinderat dem Konzept zu und unterstellte es dem obligatorischen Referendum. Am 7.12.1986 lehnten die Stimmberechtigten den befristeten Tagesschul-Versuch in der Stadt St.Gallen ab. Der Verein erwartete nun von den Gegner/innen, dass sie ihre im im Vorfeld der Abstimmung abgegebenen Versprechen einhalten würden: Ausbau der Horte und des Tagesmütterdienstes.
An der Hauptversammlung im Juni 1987 wurde der Name abgeändert in Verein Tagesschulen für den Kanton St.Gallen (VTS-SG). Gemäss Statutenrevision sollten die Aktivitäten auf den gesamten Kanton ausgeweitet werden. Der Verein half beim Aufbau von Arbeitsgruppen und motivierte interessierte Eltern, die Idee der Tagesschule zu verbreiten. Bei parlamentarischen Vorstössen bot der Verein seine Hilfe an. Eine weitere wichtige Aufgabe der VTS-SG war die Beobachtung von und Stellungnahmen zur Entwicklung des St.Galler Hortwesens.
Der "Verein Tagesschulen für die Schweiz " (VTS-CH) wurde am 28.1.1987 in Luzern gegründet, der VTS-SG gehörte zu den Gründungsmitgliedern. Die Geschäftsstelle befand sich in Zürich und wurde vom Verein "Tagesschulen für den Kanton Zürich" betrieben.

1988 richtete der VTS-SG einen Tagesschul-Quartalstamm ein. Hier sollten zum einen Gäste zu Wort kommen, die im weitesten Sinne mit schulischer und ausserschulischer Betreuung zu tun haben, zum andern sollte das Thema Tagesschule wieder vermehrt ins Gespräch gebracht werden. Der Quartelsstamm wurde 1989 mangels Beteiligung eingestellt.
1989 verliessen fünf Mitglieder den Vorstand, was organisatorische Veränderungen zur Folge hatte. 1990 kam es anlässlich der Berichterstattung über die Jahresversammlung der Kantonalen Unterstufenkonferenz (KUK) zu einer breiten öffentlichen Diskussion zum Thema Blockzeiten, in der sich der VTS-SG stark engagierte. In der Folge wurde der Tagesschul-Verein an die Lehrer/innenkonferenz im Schulhaus Schönenwegen eingeladen. In der Diskussion werden gemäss VTS-SG "überholte Argumente (gegen Tagesschulen bzw. Blockzeiten) vorgebracht, die an die Abstimmung von 1986 erinnern." Dazu gehörte z.B. der Vorwurf, Blockzeiten dienten lediglich dem Eigennutz der Mütter.
Im Oktober 1992 beschloss der Vorstand, mit Unterstützung von Silvia Nigg Morger vom VTS-CH, eine Reorgansiation durchzuführen.
1992 wurde der Versuch "Freiwilliges Schulhausangebot Tschudiwies" gestartet. Bei der Projektvorbereitung wurde der VTS-SG zur Vernehmlassung eingeladen. An der OFFA 1994 beteiligte sich der Verein mit einem Stand zum Thema Tagesschulen.
1995 waren es immer weniger Vorstandsmitglieder, die ihre Kräfte in die Vereinsarbeit zu investieren vermochten. Anlässlich der Hauptversammlung 1995 stimmten die anwesenden Mitglieder einer Auflösung des VTS-SG zu.
(Quellen: Selbstdarstellungen, Jahresberichte; Homepage Verein Tagesschulen Schweiz: ww.tagesschulen.ch, 2.10.2002)

Der Bestand enthält die Namen der folgenden Personen:

Vorstand 1984-1986:
Elvi Triet-Bachmann (Präsidentin); Ulla Baumgartner (Kassierin); Erika Bigler; Liselotte Breu; Esther Geiger; Patrick Haemmerle-Braegger; Arnold Kamm; Carmen Niederer verh. Breu (Aktuarin); Beatrice Thoma (Vizepräsidentin), alle St.Gallen

Vorstand 1986-1989:
Elvi Triet-Bachmann (Präsidentin); Ulla Baumgartner (Kassierin); Erika Bigler; Liselotte Breu; Esther Geiger; Patrick Haemmerle-Braegger; Sabine Mayer-Lanz; Ruedi Bischoff (Aktuar); Beatrice Thoma (Vizepräsidentin), alle St.Gallen

Vorstand 1989-1990
Edith Aeby; Evelyn Bischof; Cécile Federer Pesendorfer; Fortunat Ferrari; Esther Geiger; Ruedi Bischoff; Sabine Mayer-Lanz; Beatrice Thoma, alle St.Gallen; Ursula Hanselmann, Wil

Vorstand 1990-1991
Edith Aeby; Evelyn Bischof; Cécile Federer Pesendorfer; Fortunat Ferrari; Esther Geiger; Ruedi Bischoff; Bernadette Bachmann; Marie-Theres Vogt; Monika Zysset; Patrick Roth, alle St.Gallen

Vorstand 1991-1992
Edith Aeby; Fortunat Ferrari; Esther Geiger; Ruedi Bischoff; Bernadette Bachmann; Monika Zysset, alle St.Gallen; Marie-Theres Vogt, Wittenbach

1992-1993
Ruedi Bischoff (Finanzwesen); Gianni Bottegal (Administration); Chäspi Kasper (Medienarbeit); Bernadette Bachmann (Aussenkontakte); ; Edith Aeby; Esther Geiger, alle St.Gallen; Heidi Zimmermann, Wattwil (Aktuarin); Marie-Therese Vogt, Wittenbach (Öffentlichkeitsarbeit)

Bestandsgeschichte Die Unterlagen des Vereins Tagesschulen für den Kanton St.Gallen wurden dem Archiv für Frauen- und Geschlechtergeschichte im November und Dezember 1999 von ehemaligen Vorstandsmitgliedern übergeben.
Form und Inhalt Der Bestand enthält Selbstdarstellungen; Statuten; Jahresberichte; Jahresrechnungen; Sitzungsprotokolle; Verzeichnisse; Unterlagen zu Sachgeschäften; Korrespondenzen; Unterlagen zur Medienöffentlichkeit; eigene und gesammelte Schriften und Publikationen sowie verschiedene Dokumentationen. Er umfasst Dokumente von 1978 bis 2002 in 3 Archivschachteln.
Neuzugänge Es werden keine Nachlieferungen erwartet.
Zugangsbestimmungen Der Bestand ist im Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz ohne Benutzungseinschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift Deutsch
Bearbeiter:in und Zeitraum der Verzeichnung Sabin Schreiber, 02.10.2002
Überarbeitung: Christina Nanz, 15.06.2023
Verzeichnisgrundsätze

Bis ins Jahr 2010 verwendete das Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte bei der Erschliessung ein standardisiertes Klassifikationsschema mit einem vorgegebenen Dezimalsystem für die verschiedenen Kategorien (z.B. 10 = Selbstdarstellungen, 20 = Statuten/Reglemente). Die Seriennummern und -titel, der bis 2010 erfassten Bestände, basieren auf diesem Klassifikationsschema:

Eine weitere Besonderheit der Verzeichnung: Um die Namen von Frauen gezielt zu dokumentieren, wurde in den zuvor verwendeten Findmitteln jeweils ein eigenes Feld („Namenskarte“) definiert. Die Informationen sind nun im Feld „Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben“ zu finden.

Die Verzeichnung folgt dem internationalen Archivstandard ISAD(G).