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Papierbestände
Kindergärtnerinnenverein St. Gallen/Appenzell
Signatur AFGO.032
Entstehungszeitraum 1916 - 1995
Umfang 1.9 m
Provenienz Kindergärtnerinnenverein St. Gallen/Appenzell
Subprovenienz 1: Kantonaler Lehrerinnen- und Lehrerverein St. Gallen (KLV)
Subprovenienz 2: Verband KindergärtnerInnen Schweiz KG-CH
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben

Bezeichnungen:
1916-1926: Kindergärtnerinnenverein Sektion St. Gallen und Umgebung
1927-1947: Kindergärtnerinnenverein Sektion St. Gallen des Schweizerischen Kindergartenvereins
ab 1947: Kindergärtnerinnenverein Sektion St. Gallen/Appenzell.
Schweizerischer Kindergärtnerinnen-Verein Sektion St.Gallen-Appenzell

Der erste Fröbel-Kindergarten der Schweiz wurde 1870 von Hedwig Zollikofer (1849-1929) im Alten Waisenhaus an der Rosenbergstrasse in St. Gallen eröffnet. Sie amtete auch als Leiterin der Ausbildungskurse für Kindergärtnerinnen, die 1873 erstmals in St. Gallen stattfanden. Durch die Initiative des Waisenvaters Johannes Wellauer (1815-1881) war auch ein Kindergartenverein entstanden, welcher bestrebt war, die fröbelsche Methode in den schon bestehenden Kleinkinderschulen einzuführen.

Am 1. November 1916 gründeten 17 Kindergärtnerinnen den Kindergärtnerinnenverein St. Gallen und Umgebung. Dea Zollikofer, Mili Mayer und Emmi Rupp hatten diesen Plan nach dem Besuch des Schweizerischen Kindergartentages in Frauenfeld gefasst. Zweck des Zusammenschlusses sollte sein: Weiterbildung im Beruf durch Lehrproben und Vorträge, Anregungen verschiedenster Art, Austausch beruflicher und erzieherischer Erfahrungen unter den Mitgliedern und die Vertretung der Berufsinteressen gegenüber Behörden und der Öffentlichkeit. In den ersten Jahren wurde viel Zeit und Kraft in die Aufklärung der BürgerInnen investiert, um sie vom erzieherischen Wert des Kindergartens zu überzeugen und die finanzielle Lage der Kindergärtnerin zu verbessern. Es fanden regelmässig vier Weiterbildungsveranstaltungen mit Vorträgen, Kursen und Exkursionen statt.
Der neue Verein war seit Beginn eine Sektion des Schweizerischen Kindergartenvereins und war an dessen Unterstützungskasse und Altersfürsorge beteiligt. Delegierte nahmen auch an den Versammlungen des Städtischen und Kantonalen Lehrervereins, des Lehrerinnenvereins und der Frauenzentrale teil.
1919 wurde der erste Kindergarten von der Stadt St. Gallen übernommen und die Besoldung der Kindergärtnerinnen im Regulativ der städtischen Angestellten festgelegt. Nach und nach erhielten in der Stadt St. Gallen auch die privaten Kindergärten Subventionen und die Kindergärtnerinnen wurden nach dem städtischen Regulativ entlöhnt, was den unentgeltlichen Besuch des Kindergartens für alle Kinder ermöglichte. Die Aufklärungsarbeit auf dem Land gestaltete sich schwieriger.
1925 wurde der schweizerische Kindergartentag in St. Gallen abgehalten. Die Umgestaltung der Kindergartenführung auf die freie Arbeitsweise förderte die Nachfrage nach Weiterbildungskursen enorm.
1931 wurde Mili Mayer zur Zentralpräsidentin des Schweizerischen Kindergartenvereins gewählt, vor ihr war dessen Präsidium durch Männer besetzt worden. Die neue Sektionspräsidentin hiess Hermine Walser (1932-1941). Sie kämpfte für eine bessere Entlöhnung der Kindergärtnerinnen.
1944 wurde vom Zentralvorstand eine Umfrage durchgeführt, welche die sehr niedrigen Löhne der Kindergärtnerinnen auf dem Lande aufzeigte.
1956 präsidierte Frl. Bissegger den Schweizerischen Kindergartenverein. Die Landkindergärtnerinnen konnten seit 1957 in die kantonale Pensionskasse eintreten.
1962 wurde ein Presse- und ein Vortragsausschuss gegründet. Seit 1968 konnten die Ordensschwestern Aktivmitglieder (bisher Passivmitglieder) werden.
1978: Vernehmlassung und Mitarbeit an der Teilrevision des Erziehungsgesetztes. Die Kindergärtnerinnen wurden als Stufe im Gesamtschulwesen integriert.
1980: Der Verein beteiligte sich an den Projekten "Muttersprache" und "Gesundheitserziehung" an der Pädagogischen Arbeitsstelle in St. Gallen. Seit 1984 zeichnet sich der Verein für die Geschäftsführung bzw. Organisation der Stufen- und Fachkonvente aus.
1981: Der Kanton bot nun auch obligatorische Fortbildungskurse für Kindergärtnerinnen an.
1988: Herausgabe eines Mitteilungsblattes

Im Laufe seiner Existenz organisierte der Verein zahlreiche Weiterbildungskurse, führte immer wieder Umfragen zu aktuellen Themen durch, gab ein Mitteilungsblatt (seit 1988) heraus und pflegte die Kontakte zu Lehrer- und Kommissionsvertretern. Schon früh war der Verein an der Alters- und Unterstützungskasse des Schweizerischen Kindergartenvereins beteiligt und von 1922-1959 unterhielt er eine Stellenvermittlung (1922-1959) und eine Bibliothek, die ebenfalls 1959 aufgelöst wurde.
Er kämpfte die ganzen Jahre für eine angemessenere Entlöhnung der Kindergärtnerin, für die Senkung der Klassengrösse, für kindergerechte Kindergartenbauten, arbeitete in Vernehmlassungen bei Gesetztesrevisionen mit und beschäftigte sich mit Themen wie Schulreifeabklärungen und der 5-Tage-Woche. Der Verein wirkt auch an verschiedenen Ausstellungen mit, wie bsp. an der SAFFA 1928 und 1958 und an der Landesausstellung von 1939. In den Versammlungen wurde auch über politische Themen diskutiert, wie bsp. über das Frauenstimmrecht, 1932 über die Teilnahme an einer Petition an die Abrüstungskonferenz in Genf oder 1977 zur Schwangerschaftsabbruchdebatte. Immer wieder musste der Verein auch gegen die Konkurrenz von ungenügend ausgebildeten Kidnergärtenrinnen kämpfen, die zu kurze Kurse besucht hatten, bsp. 1920 die Fröbelkurse von Frau Dr. Berg in Speicher, später 1972 gegen das Sonderseminar in Unterterzen.
(Quellen: Jubiläumsschriften, Jahresberichte, Protokolle, Statuten)

Subprovenienz 1: Kantonaler Lehrerinnen- und Lehrerverein St. Gallen (KLV)
Bezeichnung vor 1992: Kantonaler Lehrerverein St. Gallen.

Subprovenienz 2: Verband KindergärtnerInnen Schweiz KG-CH
Frühere Bezeichnungen:
Namensänderung zwischen den Statutenrevisionen von 1948 und 1975 bis 1991: Schweizerischer Kindergärtnerinnen-Verein.
Vorher: Schweizerischer Kindergartenverein.

Der Schweizerische Kindergärtnerinnen-Verein wurde 1881 gegründet. Es handelte sich damals um einen Verein, dem Freunde und Gönner des Kindergartens angehörten. Die Kindergärtnerinnen waren als Mitglieder vorerst in der Minderzahl. Erst nach und nach entwickelte er sich zum Berufsverband der Kindergärtnerinnen der Schweiz.
Ziele:
Fortbildungskurse und Studienreise, beruflicher Rechtsschutz der Mitglieder, Zusammenarbeit mit anderen Schulstufen, Kontakt mit Erziehungsorganisationen und Institutionen, die sich mit dem Kleinkind befassen, Zusammenarbeit mit Behörden, Öffentlichkeitsarbeit, Herausgabe von Fachliteratur (seit 1985), Hilfe für minder bemittelte Kindergärten in Berggemeinden, Organisation des Schweizerischen Kindergartentages, der alle 4 Jahre stattfindet für Kontakt und Weiterbildung und die finanzielle Unterstützung einzelner Sektionen.
Kommissionen:
Redaktionskommission, verantwortlich für die Herausgabe der Zeitschrift "Der Schweizerische Kindergarten", die Fachblatt, Berufszeitung und Vereinsorgan in einem ist. Seit 1985 gibt der Verein Fachliteratur heraus. Kommission für Ausbildungsfragen. Kommission für Baufragen. Stiftung Unterstützungskasse und Altersfürsorge. Der Verein ist Kollektivmitglied bei KOSLO und OMEP, BSF, Schweizerische Zentralstelle für Heilpädagogik, Arbeitsgemeinschaft für Logopädie, Kinderschutzbund, Marie-Meierhofer-Institut, Freundinnen junger Mädchen.
(Quelle: Undatiertes Organigramm, nach 1985.)

Der Bestand enthält die Namen der folgenden Personen:

Protokolle der Hauptversammlungen und Verzeichnisse:
Vorstand 1916: Präsidentin: Mili Mayer; Vizepräsidentin: Dea Zollikofer; Aktuarin: Emmy Rupp und Lydia Hoffmann.
Vorstand 1923: Präsidentin: Mili Mayer; Vizepräsidentin: Nelly Scheitlin; Aktuarin: Emmy Rupp; Aktuarin: Lina Bräuninger; Beisitzerinnen: Dea Zollikofer, Bertha Rutz; Kassierin: Hanny Altherr
Vorstand 1938: Präsidentin: Hermine Walser (seit 1932); Vizepräsidentin: Frl. Büchi; Aktuarinnen: Frl. Assfalk; T. Engler; Kassierin: Frl. Adank; Bibliothekarin: Frl. Egli; Beisitzerin: Frl. Altherr; Revisorinnen: Frl. Kobelt, Frl. Luginbühl
Vorstand 1950: Präsidentin: Frl. Engler; Neumitglieder, da Vergrösserung des Vorstandes auf neuen Personen: Lili Bissegger, Leni Roggwiler, Heidi Fischer, Marie Niggli
Vorstand 1959: Präsidentin: Mauerhofer, Hilda; Vizepräsidentin: Frau Dr. Huber, Protokollführerin: Frl. Luginbühl; Kassierin: Frl. Germann; Frl. Hitz, Frl. Steiger, Frl. Alder, Frl. Meyer
Vorstand 1968: Präsidentin: Ursula Wolfer; Vizepräsidentin und Presseausschuss: Dora Alder; Beisitzerin und Vertreterin Lehrerverein: Lilli Bissegger; UK+AF, Etatführung: Vreni Candrian; Etatführerin: Lucia Dall'acqua; Vertreterin Frauenzentrale: Sylvia Eberle, H. Fischer; Dora Pfleghard; Protokollführerin: Angela Zeller; Revisiorinnen: Susanne Tobler, Elsbeth Wüest; Vertreterin Zentralvorstand: Vreni Scheitlin.
Vorstand 1978: Präsidentin: Alice Salcedo; Vizepräsidentin: Annamarie Albrecht; Aktuarin und Vertreterin Lehrerverein: Christine Steurer; Kassierin: Ursula Hafner; Etat-Führung: Lucia Dall'acqua; Vertreterin Zentralvorstand: Elisabeth Keller, Vertreterin Frauenzentrale: Ruth Kühne; Dora Alder, Lorly Elser, Vroni Nett, Brigitte Senti.
Vorstand 1981: Präsidentin und Vertreterin Zentralvorstand: Elisabeth Keller; Kassierin und Kleiner Vorstand: Ursula Hafner; Etat-Führung und Kleiner Vorstand: Lucia Dall'Acqua; Vertreterin Lehrerverein und Kleiner Vorstand: Christine Steurer; Aktuarin: Anna Eugster; Projekt Gesundheitserziehung: Ruth Kühne; Vertreterin Erziehungsdepartement: Lina Dürr; Pädagogische Kommission und Projekt Muttersprache: Vroni Nett; Vertreterin Städt. Lehrerverein: Uschi Hengartner; Vertreterin Frauenzentrale: Erika Masina; KurskommissionI: Sonja Sarbach-Helfenberger
Vorstand 1985: Präsidentin und Vertreterin Zentralvorstand: Verena Alder; Kassierin und Kleiner Vorstand: Ursula Hafner; Etat-Führung und Kleiner Vorstand: Lucia Dall'Acqua; Kleiner Vorstand und Kantonaler Lehrerverein: Christine Steurer; Frauenzentrale: Erika Masina; Kurskommission I: Sonja Sarbach; Margrit Binotto, Hildegard Berger, Christine Zimmermann, Maianne Kölbener
Vorstand 1992: Präsidentin und Pk I: Daniela Rütsche-Miliffi; Vizepräsidentin und Druck/Versand: Angelina Secchi; Kassa und Baukommission: Susi Fässler; Aktuarin: Barbara Hardegger Zünd; Zentralvorstand Vertretung AI: Erika Masina; Mitteilungsblatt: Sonja Sarbach; Anmeldungen QV: Judith Thoma; Adressenverwaltung: Christine Zimmermann; Michaela Baumberger, Elisabeth Fierz, Ursula Häberli, Kathrin Schertler

Brigit Vetsch-Pfister (Autorin zahlreicher Zeitungsartikel)

Verband KindergärtnerInnen Schweiz (KG-CH)

Gemäss Verzeichnisse:
Vorort ab 1968: Präsidentin: Rosmarie Kyburz, Schaffhausen; Vizepräsident: Dr. iur. Klaus Tanner-Christen, Schaffhausen; Aktuarin: Ruth Schiesser, Schaffhausen; Kassierin: Cornelia Dünner, Schaffhausen; Beisitzende: Annelies Schlatter, Schaffhausen

Vorort ca. 1977: Präsidentin: Annemarie Streuli, Zürich; Vizepräsidentin: Iris Hofmann, Zürich; Aktuarin: Susanne Eisenegger, Schwerzenbach; Beisitzende: Rosmarie Hottinger, Erlenbach; Versand: Hanna Waldvogel, Niederglatt; Sekretariat und Kasse: Ursula Rentsch, Zürich

Vorort ca. 1986: Präsidentin: Regula Stadtmann, Berikon; Vizepräsidentin: Marlyse Egli; Aktuarin: Ruth Zurmühle; Sekretariat und Kasse: Hanni Wettstein; Versand: Franziska Schlachter

Geschäftsleitung 1994: Zentralpräsidentin: Jacqueline Thormann, Bern; Zentralsekretärin: Margrit Roduner, Weisslingen; Leiterin Dokustelle: Katharina Nuspliger-Brand, Bern; Redaktorin "kindergarten": Christa Zopfi, Obstalden; Präsidentin der Pädagogischen Kommission: Trudi Wiedmer, Zürich; Präsidentin Redaktionskommission: Mariette Zurbriggen, Greifensee

Bestandsgeschichte Die Unterlagen der Sektion St. Gallen/Appenzell des Verbandes KindergärtnerInnen Schweiz wurdem dem Archiv für Frauen- und Geschlechtergeschichte im Januar 2000 von privater Hand übergeben.
Form und Inhalt Der Bestand enthält: Selbstdarstellungen; Statuten; Sitzungsprotokolle; Verzeichnisse; Unterlagen zum Rechnungswesen; Unterlagen zu einzelnen Sachgeschäften wie Lohnfragen, Kinderzahl, Schulreifeabklärungen, Gesetzesänderungen, Kurs- und Vortragsorganisationen; Unterlagen zu Vernetzungen und Mitgliedschaften; Zeitungsartikel; Referate; einzelne Bilddokumente.
Er umfasst Dokumente von 1916-1995 in 19 Archivschachteln.
Neuzugänge Eine Nachlieferung erfolgte im August 2004. Es werden keine weiteren Nachlieferungen erwartet.
Zugangsbestimmungen Der Bestand ist im Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz ohne Benutzungseinschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift Deutsch
Bearbeiter:in und Zeitraum der Verzeichnung Jolanda Schärli, 22.11.2002
Überarbeitung: Christina Nanz, 15.06.2023
Verzeichnisgrundsätze

Bis ins Jahr 2010 verwendete das Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte bei der Erschliessung ein standardisiertes Klassifikationsschema mit einem vorgegebenen Dezimalsystem für die verschiedenen Kategorien (z.B. 10 = Selbstdarstellungen, 20 = Statuten/Reglemente). Die Seriennummern und -titel, der bis 2010 erfassten Bestände, basieren auf diesem Klassifikationsschema:

Eine weitere Besonderheit der Verzeichnung: Um die Namen von Frauen gezielt zu dokumentieren, wurde in den zuvor verwendeten Findmitteln jeweils ein eigenes Feld („Namenskarte“) definiert. Die Informationen sind nun im Feld „Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben“ zu finden.

Die Verzeichnung folgt dem internationalen Archivstandard ISAD(G).