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Papierbestände
Kantonale Arbeitsgemeinschaft für den Hausdienst Appenzell A. Rh.
Signatur AFGO.017
Entstehungszeitraum 1993-1990
Umfang 1.1 m
Provenienz Kantonale Arbeitsgemeinschaft für den Hausdienst Appenzell A. Rh.
Subprovenienz 1: Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für den Hausdienst (SAG)
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben

Bezeichnungen:
1933-1972: Kantonale Arbeitsgemeinschaft für den Hausdienst Appenzell A. Rh. (KAG)
1973-1977: Kantonale Arbeitsgemeinschaft für hauswirtschaftliche Bildungs- und Berufsfragen Appenzell AR (KAG)
ab 1978: Kantonale Arbeitsgemeinschaft für hauswirtschaftliche Bildungs- und Berufsfragen beider Appenzell (KAGHW Appenzell AR/AI)

Kantonale Arbeitsgemeinschaft für den Hausdienst Appenzell A. Rh. KAG/AR:
Seit 1921 bemühte sich die "Hauswirtschaftskommission" der Freundinnen junger Mädchen darum, dass im Kanton AR die vertragliche Haushaltlehre eingeführt wird. Im November 1933 schlossen sich die "Hauswirtschaftskommission" und die Gruppe "Hauswirtschaft" des Bundes für Frauenbestrebungen zusammen und gründeten die Kantonale Arbeitsgemeinschaft für den Hausdienst Appenzell A. Rh. (KAG/AR). Die KAG ist der Appenzellischen Frauenzentrale angeschlossen. Sie bildet eine Sektion der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für den Hausdienst (SAG).

Auszug aus den Statuten 1933: Die KAG/AR bezweckt, schulentlassene Mädchen vermehrt dem Hausdienst zuzuführen. Mit der Hausdienstlehre (mit Vertrag, Prüfung, Diplom) soll die Arbeitslosigkeit unter den weiblichen Jugendlichen gesteuert und die Einreise ausländischer Arbeitskräfte beschränkt werden. Die Hausdienstlehre soll alle Mädchen auf ihren künftigen Hausfrauen- und Mutterberuf vorbereiten. Die Mittel zur Umsetzung sind: Öffentlichkeitsarbeit; Vermittlung von Lehrplätzen; Anlernkurse für Lehrmeisterinnen; Abhaltung von Prüfungen. Die KAG/AR soll in jeder Gemeinde durch eine Gemeindevertreterin präsent sein. In den drei Bezirken (Hinterland, Mittelland, Vorderland) amtiert je eine Bezirksvertreterin als übergeordnete Instanz.
Im Dezember 1933 führte die KAG/AR in allen Klassen der 7. und 8. Realschule eine Enquète durch, um die Berufswünsche der Mädchen kennenzulernen. Sie organisierte regelmässig Treffen der Lehrtöchter, und 1938 trafen sich auf dem Gäbris 83 Lehrtöchter und Lehrentlassene zu einer "Landsgemeinde".
Ab 1935 besuchten die appenzellischen Lehrmeisterinnen die Lehrmeisterinnenkurse in St.Gallen. Es wurden Kurse für Prüfungsexpertinnen durchgeführt. Jährlich fanden Haushaltlehrmeisterinnen-Konferenzen statt. Seit 1935 werden für Lehrtöchter Abschlussprüfungen durchgeführt.
Weitere Aufgaben: regelmässige Besuche bei den Lehrstellen; Plazierung von Lehrentlassenen; Erarbeiten von Grundlagen für die Hausdienstlehre; Aushandeln eines Normalarbeitsvertrages für weibliche Hausangestellte im Privathaushalt. In einzelnen Fällen leitete die KAG/AR fürsorgerische Massnahmen ein. Unter anderem fanden im Ferienheim Hirschberg Haushaltlehrvorkurse für "nacherziehungsbedürftige Mädchen" statt.
Auszug aus den Statuten 1945: Gewinnung und Ausbildung einheimischen Nachwuchses für den Hausdienst; Bemühungen um die Bessergestaltung der Arbeitsverhältnisse und die Hebung des Ansehens des Hausdienstes sowie um die allgemeine hauswirtschaftliche Erziehung der weiblichen Jugend.
Auszug aus den Statuten 1967: Hauswirtschaftliche Erziehung und Ausbildung der weiblichen Jugend; Besserstellung der Arbeitsverhältnisse im Hausdienst, Hebung des Ansehens der Hausdienstberufe. Finanziert wird die KAG/AR vorwiegend mit Mitteln der App. Gemeinnützigen Gesellschaft (AGG), der Pro Juventute, der App. Frauenzentrale und verschiedener Frauenvereine.
1972 übernahm der Kanton AR die Trägerschaft für das Haushaltlehrwesen, der Funktionsbereich der KAG/AR redimensionierte sich. Im Laufe der 1970er-Jahre übernahmen Bund und Kantone laufend weitere Teilgebiete der SAG und KAG.
Auszug aus den Statuten 1974: Ausbildung der Lehrtöchter; Durchführung der Lehrabschlussprüfungen; Lehrmeisterinnen- und Expertinnenkurse; Orientierung der Öffentlichkeit über Fragen der hauswirtschaftl. Bildungs- und Berufsfragen. Die KAG/AR erhält regelmässig Subventionen von der AGG/AR und der App.Frauenzentrale.
Im Dezember 1976 legte der Bund die neuen Reglemente vor.
1978 schloss sich die KAG/AR mit Innerrhoder Frauen zusammen zum KAGHW Appenzell AR/AI. Die Statuten wurden revidiert.
Aus den Grundsätze der KAGHW in den 1990er-Jahren: Anerkennung, Förderung und Entwicklung der Hauswirtschaft. Die Arbeitsgemeinschaft geht davon aus, dass die Lebensqualität bestimmt wird durch die Art und das Können, wie die Grundbedürfnisse befriedigt werden. Zielpersonen sind vorwiegend junge Frauen, denen die notwendigen Kenntnisse in Hauswirtschaft und hauswirtschaftlichen Berufen vermittelt werden soll.

Berufsberatungsstelle:
Um die Vermittlung von Lehrmeisterinnen und Lehrtöchtern zu erleichtern beteiligte sich die KAG/AR an Gesuchen an die Kantonsregierung betr. Einrichtung einer weiblichen Berufsberatungsstelle. Die Gesuche wurden 1937 vom Kantonsrat abgelehnt. Die KAG/AR legte ihre bisherigen Vermittlungsstellen in den drei Bezirken (Hinterland, Vorderland, Mittelland) im "Sekretariat für das Appenzellische Haushaltlehrwesen" zusammen. Die Sekretärin erhielt einen bescheidenen Lohn. Unterstützt wurde das Sekretariat von der Gemeinnützigen Gesellschaft, von Appenzellischen Gemeinden und vom Kanton AR. Das Bundesamt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (BIGA) finanzierte ebenfalls mit, die Stelle hiess nun: "Hauswirtschaftliche Berufsberatungsstelle des Kantons A.Rh". Sie war dem Schweizerischen Verband für Berufsberatung und Lehrlingsfürsorge angeschlossen. Die Berufsberaterin nahm an den Weiterbildungskursen des Schweizerischen Verbandes teil.
1944 stellte die Regierung AR die "Weibliche Berufsberatungsstelle" der männlichen gleich, ausgenommen im finanziellen Bereich. Die Stelle unterstand weiterhin der App. Frauenzentrale und der KAG/AR und übernahm im Auftrag des Kantons die Berufsberatung auf dem Gebiet der Frauenberufe und die Lehrtöchterfürsorge.
1952 erfolgte eine Erweiterung des Aufgabenbereiches: Die kantonale Lehrlingskommission übertrug der "Berufsberatungsstelle für Mädchen" die Abgabe, Prüfung und Unterzeichnung der Lehrverträge sowie die Beaufsichtugung und Auflösung von Lehrverhältnissen.
1953: Umzug in ein Bureau an der Gossauerstr.4 in Herisau.
Auszug aus den Statuten 1953: Vermittlung von Haushaltlehrstellen im privaten und bäuerlichen Haushalt; Genehmigung der Lehrverträge; Betreuung der Haushaltlehrtöchter; Mitwirkung bei den Prüfungen und der Ausstellung der Lehrlingsarbeiten.
1963 wurden die Staatsbeiträge erhöht, der Kanton stellte Büroräume an der Oberdorfstr.3 in Herisau zur Verfügung. Diese Umstrukturierung entlastete die KAG/AR von der Finanzierung der Berufsberatungsstelle.
1967 übernahm der Kanton AR die Berufsberatung, die formelle Beteiligung der angeschlossenen Frauenverbände wurde aufgelöst.

Subprovenienzen
Subprovenienz 1: Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für den Hausdienst (SAG), ab 1972: Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für hauswirtschaftliche Bildungs- und Berufsfragen (SAG)

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für den Hausdienst (SAG):
1885 erarbeitete der Bund einen ersten Beschluss betr. "Hauswirtschaftliche und berufliche Bildung des weiblichen Geschlechts". 1930 trat das Bundesgesetz zur hauswirtschaftlichen Ausbildung in Kraft. Im selben Jahr organisierte das Bundesamt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (BIGA) eine Konferenz zum "Dienstbotenmangel". Mit dabei waren die kantonalen Berufsbildungsämter sowie 14 Frauenverbände und Institutionen. Im Mai 1933 wurde mit einem Startkapital des Bundes die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für den Hausdienst (SAG) gegründet. 1934 bis 1997 unterstützte der Bund die SAG regelmässig aus dem Erlös der Bundesfeierspende. Während dieser Zeit wurde der hauswirtschaftliche Unterricht auf der Volksschulstufe institutionalisiert. Die Verordnung "Hauswirtschaftliche Berufsbildung" von 1989 regelte die Anerkennung der einjährigen Berufslehren "Bäuerlich Hauswirtschaftliche Angestellte" und "Hauswirtschaftliche Angestellte" landesweit.
1994-1996 wurde der Bericht "Entwicklung und Koordination einer Ausbildungskonzeption Hauswirtschaft" mit drei Schwerpunkten erarbeitet: 1. Hauswirtschaft als Allgemeinbildung vom Kindergarten bis zur Matur inklusive Lehre und Forschung; 2. Berufsbildung auf Sekundarstufe 2; 3. Höhere Berufsbildung Hauswirtschaft bis und mit Fachhochschule. Die Umsetzung wird 1997 eingeleitet.
(Quellen: Selbstdarstellungen; Statuten; Jahresberichte; Protokolle Hauptversammlungen; Homepage Hauswirtschaft Schweiz, www.hauswirtschaft.ch, 12.9.2002)

Der Bestand enthält die Namen der folgenden Personen:
Vorstand:
1933: Margrith Nufer-Koller (Präsidentin bis 1940); Emma Kupli (Aktuarin); Sonderegger-Fisch, Trogen (Vertreterin Gemeinnütziger Frauenverein AR); Stüssy, Herisau (Vertreterin Arbeitslehrerinnenverband); Vogt und Frehner-Brägger, Teufen (Vertreterinnen Freundinnen junger Mädchen, FJM)

1934 (Wahlen anlässlich 1. Hauptversammlung): Margrith Nufer-Koller (Präsidentin); Meier, Herisau (Kassierin, Bezirksvertreterin Hinterland); Kupli (Aktuarin, Bezirksvertreterin Mittelland); Winkler (Bezirksvertreterin Vorderland); Sonderegger-Minder (Präsidentin Prüfungskommission); Nef und Rechsteiner, Teufen (Vertreterinnen App. Frauenzentrale); Bruderer (Vertreter Kantonale Berufsberatung); Vogt (Vertreterin FJM)

Kommission 1957: E. Zobrist-Tobler, Herisau (Präsidentin); E. Scheer-Frischknecht, Herisau (Vizepräsidentin); M. Spörri-Dünner, Walzenhausen (Kassierin); G. Hanselmann, Herisau (Aktuarin); L. Signer-Wetter, Herisau (Prüfungspräsidentin); H. Balmer-Wiesmann, herisau; Bänziger-Beer, Trogen; A. Bodenmann, Zürchersmühle (Vertreterin des Frauengewerbes); Brunner-Nef, Herisau; Eugster-Mösle, Trogen; Graf-Langenegger, Heiden (Präsidentin der App. Landfrauen); Koch, Heiden; Clara Nef, Herisau (Präsidentin App. Frauenzentrale); Schläpfer, Speicher (Vertreterin App. Frauenzentrale)

Vorstand 1959: E. Zobrist-Tobler, Herisau (Präsidentin); E. Scheer-Frischknecht, Herisau (Vizepräsidentin); Bünzli-Kempf, Herisau (Kassierin); G. Hanselmann, Herisau (Aktuarin); L. Signer-Wetter, Herisau (Prüfungspräsidentin)
Beisitzerinnen: 8
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft: App. Gemeinnützige Gesellschaft; Kantonales Lehrlingsamt; Gemeindevertreterinnen; Rechnungsrevisorinnen

Vorstand 1976: R. Eugster, Waldstatt (Präsidentin); E. Scheer, Herisau (Aktuarin); G. Bünzli, Herisau (Kassierin); Prüfungsleiterinnen: 5 sowie das Berufsbildungsamt Herisau

Vorstand 1982: E. Kunz, Herisau (Präsidentin); E. Scheer, Herisau (Aktuarin); G. Bünzli, Herisau (Kassierin); D. Niederer, Heiden (Vizepräsidentin seit 1978); Prüfungsleiterinnen: 6

Vorstand 1985: E. Kunz, Herisau (Präsidentin); M. Hutter, Appenzell (Vizepräsidentin); V. Früh, Heiden (Aktuarin); T. Signer, Herisau (Aktuarin); Prüfungsleiterinnen: 5

Vorstand 1989: Elisabeth Kunz, Herisau (CoPräsidentin); Marie-Therese Mazenauer, Appenzell (Co-Präsidentin); Christine Giger, Rehetobel (Aktuarin); Trudi Signer, Herisau (Kassierin); Prüfungsleiterinnen: Regula Gugger, Walzenhausen; Silvia Roth, Waldstatt; Trudi Bach, Herisau; Annelise Dick, Herisau; Ruth von Känel, Gais; Doris Fässler, Appenzell

Präsidentinnen:
1934-1940: Margrith Nufer-Koller
1941-1943: J. Horber-Eppenberger, Herisau
1943-1946: H. Balmer-Wiesmann, Herisau
1946-1949: S. Moser-Nef
1950-1955: H. Balmer-Wiesmann, Herisau
1956-1967: E. Zobrist-Tobler, Herisau
1967-1971: Trippel
1972-1973: H. Oetiker
1973-1977: R. Eugster, Waldstatt
1978-: Elisabeth Kunz, Herisau;

Berufsberaterinnen:
1937-1951: Hedwig Meier
1952-1953: Adela Luzi, Teufen
1953-1962: Gertrud Hanselmann, Teufen
1962-1966: Vreni Furter, verh. Küffer

Bestandsgeschichte Im April 2000 wurden die Unterlagen der KAG/AR dem AFGO von der Präsidentin der KAGHW Appenzell AR/AI übergeben.
Form und Inhalt Der Bestand enthält Selbstdarstellungen; Statuten; Jahresberichte; Unterlagen zum Rechnungswesen; Protokolle; Verzeichnisse und Statistiken; Unterlagen zu Sachgeschäften; eigene und gesammelte Publikationen.
Er umfasst Dokumente von 1933 bis 1990 in 11 Archivschachteln.
Neuzugänge Im Januar 2014 und im Mai 2015 erfolgten je eine Nachlieferung. Es werden keine weiteren Nachlieferungen erwartet.
Zugangsbestimmungen Der Bestand ist im Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz ohne Benutzungseinschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift Deutsch
Bearbeiter:in und Zeitraum der Verzeichnung Sabin Schreiber, 27.09.2002
Überarbeitung: Adriana Lusti, 13.06.2023
Verzeichnisgrundsätze

Bis ins Jahr 2010 verwendete das Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte bei der Erschliessung ein standardisiertes Klassifikationsschema mit einem vorgegebenen Dezimalsystem für die verschiedenen Kategorien (z.B. 10 = Selbstdarstellungen, 20 = Statuten/Reglemente). Die Seriennummern und -titel, der bis 2010 erfassten Bestände, basieren auf diesem Klassifikationsschema:

Eine weitere Besonderheit der Verzeichnung: Um die Namen von Frauen gezielt zu dokumentieren, wurde in den zuvor verwendeten Findmitteln jeweils ein eigenes Feld („Namenskarte“) definiert. Die Informationen sind nun im Feld „Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben“ zu finden.

Die Verzeichnung folgt dem internationalen Archivstandard ISAD(G).