Subprovenienz 1: Forum Geburt, Schweizer Dachverband; www.forum-geburt.ch
Bezeichnungen:
Jan.-Nov. 1988: IGEHAG, Interessengemeinschaft Hausgeburt
ab Nov. 1988: Interessengemeinschaft für natürliche Geburten St.Gallen
ING
Eine Gruppe von Frauen und Männern gründete Im Januar 1988 den Verein IGEHAG mit Sitz in St.Gallen. Ziel der IGEHAG war, sich einzusetzen für die Förderung der Hausgeburt und für die freie Wahl von Ort und Art der Geburt.
Kurz nach Vereinsgründung wurde eine Kontaktstelle für Fragen zu Schwangerschaft und Geburt eingerichtet. Die IGEHAG bot einen Geburtsvorbereitungskurs an und beabsichtigte, mit Hebammen und Hebammenschülerinnen das Berufsbild zu diskutieren.
Die Petition "Für eine freie Wahl der Hausgeburt", die der Verein initiiert hatte, wurde im Juni 1988 mit über 2000 Unterschriften bei der Staatskanzlei des Kantons St.Gallen eingereicht. Gleichzeitig befragte die IGEHAG Ärztinnen und Hebammen im Kanton St.Gallen zu ihrer Haltung betreffend Hausgeburt. Einige Ärzt/innen und Hebammen erklärten sich bereit, an weiterführenden Gesprächen teilzunehmen. Kontakte bestanden ausserdem zum Kantonsspital und zur Hebammenschule.
Anlässlich der 1. Hauptversammlung im November 1988 erfolgte die Änderung des Namens in ING. Ziel des Vereins war. sich einzusetzen "für eine freie Gestaltung der Schwangerschaft und für die freie Wahl von Art, Ort und Zeit der Geburt." Er unterstützte "Massnahmen und Bestrebungen die dazu dienen, die Geburt in ihrem natürlichen Ablauf, möglichst ohne künstliche Steuerung und gemäss den Bedürfnissen der Frauen geschehen zu lassen." Die ING beabsichtigte, die verschiedenen Geburtsarten gleichberechtigt zu fördern.
1989 lehnte der Kantonsrat zwei politische Vorstösse, nämlich die Petition "Für eine freie Wahl der Hausgeburt" sowie eine Motion vom Kantonsrat ab, ebenso eine Interpellation zum Thema "Hebammenausbildung".
Die regelmässigen Gespräche mit Ärzt/innen, Krankenschwestern und Hebammen wurden weitergeführt und die Öffentlichkeitsarbeit ausgebaut. Jährlich organisierte die ING mindestens zwei Veranstaltungen.
1989: Anlässlich der 2. Hauptversammlung stimmten die Mitglieder dem Konzept "Gebärhaus" zu. Der Vorstand erhielt die Ermächtigung, alle notwendigen Schritte vorzunehmen, um das Ziel "Gebärhaus" zu erreichen.
1990: Im Mai trafen sich erstmals Personen, die an der Einrichtung eines Gebärhauses interessiert waren. Eine Hebamme sowie mehrere Ärzt/innen erklärten sich für Hausgeburten abrufbereit. Die Suche nach einer passenden "Gebärwohnung" verlief erfolglos. Da sich keine Hebammen fanden, die bereit waren, ein Gebärhaus selbständig zu führen, erfuhr die Unsetzung des Projekts "Gebärhausgründung" eine Verzögerung.
Eine neu gebildete Arbeitsgruppe setzte sich ein für das Hebammenwartgeld ein, das Kontakttelefon bot weiterhin Beratungen an. Auch die Geburtsvorbereitungskurse und Informationsveranstaltungen fanden regelmässig statt, Veranstaltungsort war jeweils das Gugelhuus. Die ING führte einen "Hebammenfonds" ein für Frauen, die das Wartgeld nicht bezahlen können. Ein Rundbrief betr. Übernahme des Wartgeldes, der an die st.gallischen Gemeinden verschickt wurde, war z.T. erfolgreich.
Nach einer Abstimmung wurde im Spital Teufen 1991 die Gebärabteilung aufgelöst, eine für die ING enttäuschende Entwicklung. Vergeblich bemühte sie sich darum, das Inventar der Gebärabteilung für das zukünftige Geburtshaus zu erwerben. Die öffentliche hand wart nicht bereit, das Projekt "Gebärhaus" zu unterstützen: Eine Anfrage an die Stadt St.Gallen um finanzielle Unterstützung wird abgelehnt.
Die ING vernetzte sich regional wie auch schweizweit und beteiligte sich im Oktober 1990 am ersten deutsch-schweizerisches Treffen von Vereinen mit gleichen oder ähnlichen Interessen. Die ING organisierte 1992 im Waaghaus St.Gallen die Grossveranstaltung "Gebärhäuser in der Schweiz". Die Veranstaltung war ein Erfolg und in der anschliessenden Diskussion erklärte sich eine Gruppe von Hebammen bereit, ein Gebärhaus in St.Gallen zu eröffnen.
Das Ziel, die Errichtung eines Gebärhauses, wurde mit der Eröffnung des Geburtshauses ARTEMIS in Steinach im Jahre 1994 realisiert. In der Folge nahm die Zahl der in der ING engagierten Frauen laufend ab, ebenso die Nachfrage nach den Dienstleistungen. Es wurde immer schwieriger, neue Frauen für die aktive Mitarbeit zu motivieren.
Anlässlich der a.o. Hauptversammlung im Juni 1996 wurde die ING aufgelöst.
Subprovenienz 1: Forum Geburt, Schweizer Dachverband; www.forum-geburt.ch
Bezeichnungen:
Schweizerische Vereinstreffen (1990-1992)
Interessengemeinschaft Rund um die Geburt (1992-1995)
Forum Geburt, Schweizer Dachverband (Gründungsversammlung am 25.10.1995)
(Quellen: Statuten; Jahresberichte; Selbstdarstellungen)
Der Bestand enthält die Namen der folgenden Personen:
Info Gruppe per 4.10.1988:
Nina Disler, Platz AR
Petra Eimer, Speicher
Monika Eisenring, St.Gallen
Ruth Grand, St.Gallen: Führte das Informationstelefon und war eine ausgezeichnete Beraterin; eröffnete später den Second-Hand-Kinderladen "Bambino" am Unteren Graben in St.Gallen.
Elisabeth Lanter, St.Gallen
Monika Mezger, St.Gallen
Heinzpeter Studer, St.Gallen
Vorstand ab 3.11.1988:
Ruth Grand (Präsidentin); Monika Eisenring (Kassierin); Elisabeth Lanter (Aktuarin)
Petra Eimer (Presse); Monika Mezger (Kurse)
Vorstand ab November 1989:
Ruth Grand (Präsidentin); Monika Eisenring (Kassierin); Monika Mezger Geburtsvorbereitungskurse)
Vorstand ab November 1990:
Monika Mezger-Mettler; Doris Ruggle (Kassierin); Monika Regula Schmid (Aktuarin)
Vorstand ab November 1991:
Monika Mezger-Mettler (Koordination, Veranstaltungen); Eleni Florias (Finanzen); Monika Regula Schmid (Kurse); Rixt Studer (Veranstaltungen); Margrit Studer (Aktuarin)
Vorstand ab November 1992:
Margrit Studer, Niederteufen (Koordination, Aktuarin); Rixt Studer-de Jong, Speicherschwendi (Veranstaltungen); Eleni Florias (Finanzen); Doris Ruggle und Gabi Roth, beide St.Gallen (Revision); Margret Herzog, St.Gallen (Kontakttelefon); Monika Regula Schmid, Wilen/Gottshaus (Kurse)
Vorstand 1994:
Daniela Stacher, St.Gallen; Janine Eberle Spirig, St.Gallen; Katharina Schnorf Schanz, Neukirch-Egnach; Monika Regula Schmid, Wilen Gottshaus
Hebammen 1991:
Monika Regula Schmid, Jonschwil. Gespräch am 9.10.2002/S.Schreiber: M.R. Schmid arbeitete während ca. 15 Jahre bis 2001 als freischaffende Herbamme, machte Hausgeburten und war jeweils 24 Stunden zu 7 Tagen in der Woche entweder am Arbeiten oder auf Piquet. Die Bedürfnisse der Kundinnen wurden immer anspruchsvoller, was für sie sehr anstrengend wurde. War seit 1990 in der ING, verfasste anlässlich der letzten Hauptversammlung (1996) einen Rückblick auf die Geschichte der ING. Die Auflösung führt sie darauf zurück, dass mit Gründung des ARTEMIS das Ziel der ING erreicht wurde. Es bestand die Vision, die ING als Eltern-Vereinigung weiterzuführen, doch liess sich das nicht umsetzen. M.R.Schmid führt das u.a. auch auf den Generationenwechsel bei den Müttern zurück: Diese hätten für selbstbestimmtes Gebären nicht mehr kämpfen müssen und keine weiteren Visionen gehabt.
Margot Schai, Teufen
Ottilia Grubenmann, Appenzell
Ärzt/innen in Bereitschaft, 1991:
Beat Schäfli, St.Gallen; Otmar Pfister, St.Gallen; Elisabeth Bänziger, St.Gallen; Philippe Frei, St.Gallen; Urs Peter Frey, St.Gallen
Aktivmitglieder per 1.4.1992
Eleni Florias, St.Gallen; Margret Herzog, St.Gallen; Christine Lutz, Kronbühl; Monika Mezger, St.Gallen; Mirjana Mock, St.Gallen; Gabi Roth-Düring, St.Gallen; Doris Ruggle, St.Gallen; Monika R. Schmid, Wilen/Gottshaus; Rahel Stäheli, St.Gallen; Rixt Studer, Niederteufen; Margrit Studer, Niederteufen
Aktivmitglieder per 1.12.1993
Eleni Florias, St.Gallen; Margret Herzog, St.Gallen; Mirjana Mock, St.Gallen; Gabi Roth-Düring, St.Gallen; Doris Ruggle, St.Gallen; Monika R. Schmid, Wilen/Gottshaus; Rahel Stäheli, St.Gallen; Rixt Studer, Niederteufen; Margrit Studer, Niederteufen; Bernadette Rüttimann, Untereggen; Beatrice Karrer Frei, Stein
Überarbeitung: Adriana Lusti, 15.06.2023
Bis ins Jahr 2010 verwendete das Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte bei der Erschliessung ein standardisiertes Klassifikationsschema mit einem vorgegebenen Dezimalsystem für die verschiedenen Kategorien (z.B. 10 = Selbstdarstellungen, 20 = Statuten/Reglemente). Die Seriennummern und -titel, der bis 2010 erfassten Bestände, basieren auf diesem Klassifikationsschema:
Eine weitere Besonderheit der Verzeichnung: Um die Namen von Frauen gezielt zu dokumentieren, wurde in den zuvor verwendeten Findmitteln jeweils ein eigenes Feld („Namenskarte“) definiert. Die Informationen sind nun im Feld „Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben“ zu finden.
Die Verzeichnung folgt dem internationalen Archivstandard ISAD(G).