Mit sechzehn Jahren ist Alexa Lindner in die SP eingetreten, mit zwanzig wurde sie in die kantonale Parteileitung gewählt, mit 22 Jahren hat sie an Iris von Roten eine Brief geschrieben und ihr für das Buch «Frauen im Laufgitter» gratuliert, in den 1970er-Jahren hat sie die traditionelle Geschlechterzuweisung in den Schulbüchern kritisiert. Mit letzterem konnten die damaligen St.Galler SP-Frauen noch nichts anfangen und sie blieb mit ihrem Vorstoss allein.
Alexa hat sich schon früh für Literatur von Frauen interessiert, hat nach Schriftstellerinnen Ausschau gehalten und diese in Literaturkursen bekannt gemacht, sie fing auch mit Frauenstadtführungen an.
Gleichzeit war sie stark in der Partei engagiert: 1972 wurde sie als erste Frau Präsidentin einer SP-Kantonalpartei in der Schweiz und sass für die SP im Gemeinderat. Doch sie erkannte, dass in der SP die Frauenfrage nicht erste Priorität hatte. Deshalb begann sie sich in der Frauenbefreiungsbewegung FBB zu engagieren. Mit weiteren Frauen baute sie in St. Gallen die Frauenberatungsstelle INFRA auf, die sich den damals tabuisierten Themen wie Schwangerschaftsabbruch und Scheidung annahm.
Beruflich war Alexa Schreibmaschinen- und Stenografielehrerin. Früh erkannte sie, dass der Computer in die Geschäftswelt Einzug halten würde und liess sich in der der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre in Weiterbildungen in die Welt der Informatik einführen.
Sie gab ihr Wissen grosszügig an einzelne Frauen, in Kursen und im Rahmen von Frauenprojekten weiter. Letztere konnten dank ihres Wissens mit dem Fortschritt mithalten. So richtete sie der Frauenbibliothek Wyborada Datenbanken ein und füllte diese gleich selbst. Auch das Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz profitierte von ihrem Wissen über Filemaker-Datenbanken.
Mit grossem Vergnügen machte Alexa in Strassentheatern mit, trat zusammen mit anderen SP-Frauen mit den Störefriedas an SP-Parteitagen auf. Alexas weitere Passion war das Stenografieren. Sie organisierte zusammen mit Kolleginnen Stenowettbewerbe, an denen sie auch teilnahm. Bis zu ihrem Lebensende nahm sie am Stenostamm teil und engagierte sich im Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte.
(Quelle: Marina Widmer, erschienen in: «Vorwärts»)
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