Der Verein Auguri wurde 1994 in St.Gallen gegründet, die Statuten anlässlich der ersten Vereinsversammlung von 1995 definitiv angenommen.
Zweck des Vereins war die Förderung kultureller Aktivitäten und der internationale Kulturaustausch von und unter Frauen.
Zwei Initiantinnen des Vereins erarbeiteten ein Konzept für die Schaffung eines kulturellen Zentrums für Frauen. Die Idee wird wie folgt beschrieben: "Nach wie vor ist es schwierig, im herrschenden Kulturbetrieb Orte auszumachen, die Frauen die Möglichkeit bieten, sich ausserhalb eines akademischen Rahmens zu profilieren. Mit der Gründung eines eigenen Zentrums schaffen wir einen Aktionsort für Musikerinnen und andere Kulturschaffende, die sich für ihr Gebiet entschieden haben und daran arbeiten. Das geplante Projekt ist als Selbsthilfe- und Non-Profit-Unternehmen zu verstehen: Wir schaffen uns damit Arbeitsplätze, die unserem Bedürfnis nach Austausch und Vermittlung von Fähigkeiten im Bereich Musik entsprechen. Neben eigener Tätigkeit bieten wir Dozentinnen die Gelegenheit, Kurse anzubieten und laden Frauen ein, sich in einem inspirierenden Ambiente der Ausarbeitung ihrer Ideen zuzuwenden und Müssiggang und Arbeit zu verbinden."
Die Aufgabe des Vereins Auguri war die Sicherstellung der Finanzierung und die Unterstützung beim Aufbau des Kulturzentrums. Der geplante Hauskauf sollte über Bürginnen finanziell abgesichert werden.
Im italienischen Acqui Terme (Piemont) entstand das erste Projekt des Vereins. Mit dem Kauf des Hauses Reg. Montagnola in Acqui Terme kamen die Aktivistinnen dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Zentrum bereits sehr nahe. Das Haus erhielt den neuen Namen "La Filanda. Frauenkulturzentrum und Ferienhaus". 180 Personen unterzeichneten eine Solidarbürgschaft. Nach einer sanften Renovation und einer intensiveren Pflege des Umschwungs bot das Haus Übernachtungs- und Ferienmöglichkeiten für 15 Personen. Ein Übungsraum war mit Instrumenten und entsprechender Infrastruktur eingerichtet. Die zwei Betreiberinnen des Hauses arbeiteten als selbständig Erwerbende.
Während die Zahl der Übernachtungen befriedigend war, waren die Kurse mässig bis schlecht besucht.
1998 geriet das Projekt in finanzielle Schwierigkeiten. Die beiden Betreiberinnen konnten sich keine Löhne mehr zahlen, die Amortisationskosten (Bankschulden) waren eine weitere Belastung. Die Saison 1999 lief etwas besser, dennoch entschied sich eine Betreiberin im Jahr 2000 zum Ausstieg. Im Oktober 2000 erfolgte die definitive Einstellung des Betriebes und es fiel der Entscheid, das Haus zu verkaufen. Die Amortisationszahlungen mussten eingestellt werden was die Bank veranlasste, das Darlehen zu kündigen. Verschiedene Privatpersonen kündigten ihre Darlehen ebenfalls.
Im Oktober 2002 wurde die Villa "La Filanda" verkauft, der Verein Auguri aufgelöst.
In einem Brief an die Bürginnen halten die beiden Betreiberinnen fest, dass der Gewinn des Projektes materiell negativ war. Hingegen vermochte der Betrieb die laufenden Ausgaben ohne Subventionen zu decken - ausgenommen die Lohnkosten der Betriebsfrauen. Verschiedene Musikerinnen lernten sich kennen und vernetzten sich. Viele Besucherinnen erlebten entspannte Ferien oder beteiligten sich an anregenden Workshops.
Quellen: Projektbeschrieb, Protokolle, Rundbriefe
Der Bestand enthält die Namen der folgenden Personen:
1. Vorstand 1995:
Silv Schwarz; Regula Wagner; Ruth Lauper; Sibylla Giger; Barbara Wespi; Sonja Kelz
2. Vorstand 1996:
Roma Schmid; Ruth Lauper; Miriam Reber; Lucia Meier; Vertreterin der "La Filanda": Sibylla Giger
3. Vorstand 1997:
Susi Stieger; Ruth Lauper; Miriam Stephanie Reber; Vertreterin der "La Filanda": Sibylla Giger
4. Vorstand 1998:
Roma Schmid; Susi Stieger; Manuela Wüst; Ruth Lauper; Vertreterin der "La Filanda": Sibylla Giger
Betreiberinnen der Villa "La Filanda":
Sibylla Giger, geb. 1960, lebte u.a. in St.Gallen und Zürich
Regula Wagner, geb. 1960, lebte u.a. in St.Gallen, heute in Turin
Der Bestand umfasst Dokumente der Jahre 1995-2002 in 1 Archivschachtel.
Überarbeitung: Christina Nanz, 20.04.2023; Adriana Lusti 15.06.2023
Bis ins Jahr 2010 verwendete das Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte bei der Erschliessung ein standardisiertes Klassifikationsschema mit einem vorgegebenen Dezimalsystem für die verschiedenen Kategorien (z.B. 10 = Selbstdarstellungen, 20 = Statuten/Reglemente). Die Seriennummern und -titel, der bis 2010 erfassten Bestände, basieren auf diesem Klassifikationsschema:
Eine weitere Besonderheit der Verzeichnung: Um die Namen von Frauen gezielt zu dokumentieren, wurde in den zuvor verwendeten Findmitteln jeweils ein eigenes Feld („Namenskarte“) definiert. Die Informationen sind nun im Feld „Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben“ zu finden.
Die Verzeichnung folgt dem internationalen Archivstandard ISAD(G).