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Papierbestände
Nachlass Marianne Degginger
Signatur AFGO.188
Entstehungszeitraum 1909 - 2006
Umfang 1 m
Provenienz Marianne Degginger
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben

Marianne Degginger kam am 19. September 1932 in Berlin als Tochter einer jüdischen Mutter und eines christlichen Vaters zur Welt. Sie sprach lange nicht über das Überleben ihrer Familie während des Holocaust. Erst im fortgeschrittenen Alter entschloss sie sich, die Geschichte ihrer Familie aufzuarbeiten. Daraus entstanden zwei Bücher: «Schwieriges Überleben. Ein Familienschicksal in Darmstadt, Heppenheim, Frankfurt, Berlin und Eibenstock, 1857-1957» (2008) und «Marianne, eine wahre Geschichte» (2014).

Die Eltern von Marianne zogen 1933 ins Umland von Berlin, nach Kleinmachnow, und entschieden sich gegen eine Emigration. Für das Überleben der Familie war entscheidend, dass die Gemeinde Denunziationen nicht an die Gestapo weiterleitete. Ausserdem kamen Marianne, ihr Bruder und ihre Mutter ab 1943 bei einer Cousine des Vaters in Sachsen unter und gaben sich als Ausgebombte aus. So überlebten sie den Krieg, jedoch unter permanenter Angst, enttarnt zu werden.

1950 floh die Familie aus der SBZ nach Westberlin. Anschliessend absolvierte Marianne die Ausbildung zur Krankengymnastin und kam 1955 nach St. Gallen, wo sie Ernst Degginger heiratete, zwei Töchter bekam und einen Pflegesohn aufnahm. Während 20 Jahren war sie als Prokuristin in der Familienunternehmung (Fabrikation Damenoberbekleidung) tätig. Nach der Scheidung führte sie ab 1980 eine eigene Praxis für Krankengymnastik.

Marianne Degginger interessierte sich für historische Themen, insbesondere für Frauengeschichte. Aus diesem Interesse entstand 1988 eine Publikation zur Geschichte der Hebammen in St. Gallen zwischen 1580 und 1798.

Bestandsgeschichte Der Vorlass wurde im Februar 2015 von Marianne Degginger dem Archiv übergeben.
Form und Inhalt Der Bestand enthält Korrespondenz; Fotografien; Auskunft Deportationskartei; Sterbeurkunde Sophia Fischer; Kennkarte Deutsches Reich; Erklärung zu einem Arbeitseinsatz auf Befehl der Gestapo; Geburtsurkunde Bertha Unger; Gesetzblatt (Opfer Naziregime) DDR; Abgangszeugnis (Mittelschule) von Bertha Fischer; Fragebogen Landesregierung an Friedrich Unger; Rückzahlungsausweis St. Gallische Kantonalbank; Ausweis von Kleinmachnow; Akteneinsicht Brandenburgisches Landeshauptarchiv; Kopie Kennkarte Berta Unger; Bescheinigung Berlin; Telegramm-Buch; Poesiealbum Julie Unger; Geschäftsbuch der Firmen Baer & Söhne; Geschäftsbuch Mosbach, Fam. Baer; Zeugnisse Fritz Unger; Unterlagen zur Erwerbsarbeit von Fritz Unger; Steuerausraubungsakten von Verwandten; Geburtsurkunde Fritz Unger, Trauerrede; Militärdienstbescheinigung und Foto; Leumundszeugnisse, Sittenzeugnis; Hospitantenkarte; 2 handgeschriebene Kochbücher; weisse Schürze, Talit-Beutel; Schulheft v. Marianne Unger; Vorlesungsverzeichnis von Fritz Unger; Ehrenurkunde Max Degginger, Dienstbüchlein, Fotos und weitere Dokumente; Liste Verwandte/Freunde von Bertel Unger; Bescheinigungen; Personalausweise Marianne Degginger; Gritz Unger; Menu Hochzeit Marianne und Ernst Degginger-Unger; Gratulationen zur Geburt von Marianne Unger; Ahnentafel Fam. Unger; Ahnenpass Friedrich Unger; Mitgliederbuch VnV; Gehaltsabrechung Berta Becker; Unterlagen zu Max Degginger: Kondulationen, Todesanzeige, Geburtsschein, Konfirmation; Zeugnisse und Arbeitsvertrag; Israelitisches Wochenblatt; Unterlagen zu Anna Weimann; Jahrzeitbücher Fanny Baer-Hemann und Bertha und Simon Degginger; Unterlagen Restitution; Tagebücher Friedrich Unger; Biografische Dokumente ihres Bruders Hansmartin Unger: Interzonenpass; Polizeiliche Anmeldung; Gemeinde Horn Wohnsitzbescheinigung; Bundeszentralregister Berlin; Wohnsitzbescheinigung Düsseldorf; Stadt Bayreuth Anmeldebestätigungen Hansmartin und Marion Unger; Verschiedenes.
Neuzugänge Nachlieferungen erfolgten im April 2022 sowie Mai 2023. Es werden keine weiteren Nachlieferungen erwartet.
Zugangsbestimmungen Der Bestand ist im Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz ohne Benutzungseinschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift Deutsch
Bearbeiter:in und Zeitraum der Verzeichnung 08.08.2023; Christina Nanz, Adriana Lusti
Verzeichnisgrundsätze

Die Verzeichnung folgt dem internationalen Archivstandard ISAD(G).